Titelübersicht
- El jefe de la manada (Kinderbuch 8+)
- Piedra, papel o tijera (Roman für junge Leser)
Kinderbuch 8+
El jefe de la manada (Der Anführer des Rudels)
Die elfjährige Nina und ihr gleichaltriger Cousin Milo leben in Buenos Aires, direkt gegenüber des Parkes El Rosendal, wo sie sich oft zum Spielen treffen. Dort lernen sie auch Gudrek kennen, einen Obdachlosen, der mit seinen Hunden im Park wohnt und aussieht wie ein großer Baum, wenn er aufrecht steht.
Nina und Milo träumen davon, das Fliegen zu lernen und sich über Telepathie verständigen zu können; immer wenn sie ihren Großvater Tato in Colonia, auf der anderen Seite des Flusses, besuchen, üben sie mit ihm.
Doch eines Tages verschwinden alle Hunde aus der Nachbarschaft auf mysteriöse Weise – auch Gudrek verliert einen seiner Hunde. Nina und Milo beschließen, ihm bei der Suche nach seinem Hund zu helfen und herauszufinden, was mit den übrigen geschehen ist. Nina beginnt Alpträume zu haben, in denen sie einige Hinweise aufspürt, die ihnen helfen könnten, das Mysterium der verschwundenen Hunde zu lösen.
Argentinien: Alfaguara infantil, 2014 (152 Seiten; Age 12+); Spanien: Siruela, 2014
Roman für junge Leser
Piedra, papel o tijera (Wie ein unsichtbares Band)
Deutscher Jugendliteraturpreis 2014
Alma, die Hauptfigur des Romans, lebt mit ihren Eltern in Buenos Aires. Die Familie verbringt die Wochenenden in einem Haus auf einer Insel im Delta. Dort lernt Alma Carmen und Marito kennen, die Kinder von Doña Angela, einer Inselbewohnerin, die im Nachbarhaus wohnt. Die beiden Grundstücke sind durch einen kleinen Steg verbunden. Die Kindheit der drei ist voller Abenteuer, die sie gemeinsam in diesem wilden, einsamen Paradies erleben, immer begleitet von dem Fluss, der mal Angelgrund ist und mal sich in einen leisen verräterischen Feind verwandelt, der eine Person verschlingen kann, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Alma erlebt völlig unbedarft die Dualität zwischen diesen Wochenendfreunden und der Realität ihrer Eltern, die sozialen Unterschiede, die Möglichkeiten, die ihr offen stehen und die Schwierigkeiten, die Ihre Freunde erwarten, sobald sie die Welt der Kindheit verlassen. Nichts von alledem ist im Paradies von Bedeutung. Sie bauen Baumhäuser in den Ästen, spielen und spionieren die Geheimnisse der Erwachsenenwelt aus.
El Tordo, der Onkel der Nachbarkinder, ist gegen die Freundschaft. Sein mürrischer Charakter fasziniert Alma und macht ihr gleichzeitig Angst. Seine Liebesbeziehung mit einer wunderschönen Ungarin, die in einem Haus am Ende des Kanals wohnt, beflügelt die Phantasie der Mädchen. Die Geheimnisse der Liebe und der Sexualität der Erwachsenen lassen sie eine Realität erforschen und entdecken, die sie noch nicht begreifen können.
Die Zeit bringt die Veränderungen, die sie zu trennen drohen. Als Teenager verliebt Alma sich in Marito und ist zur gleichen Zeit gezwungen, zu ihren ersten Partys zu gehen, die in einem sozialen Umfeld stattfinden, in dem sie sich nicht wohl fühlt. Zu den Kreisen, in denen Carmen sich bewegt, gehört sie jedoch auch nicht. Es sind die 60 er Jahre und die Militärdiktatur kommt an die Macht. Alma führt ihr Leben in einem Umfeld, das es vorzieht, die politische Realität zu ignorieren und sieht die Veränderungen mit einem naiven unpolitischen Blick, der genährt wird von der Gleichgültigkeit ihrer Eltern und den ökonomischen Vorteilen eines Lebensentwurfs, der die Kluft zwischen ihr und ihren Freunden immer breiter werden lässt. Ihre Persönlichkeit und die Freundschaft mit Carmen und Marito isolieren sie von ihren Standesgenossen, aber die Unterschiede zu ihren Freunden aus der Kindheit sind auch nicht mehr so subtil. Ihr Leben wird traurig, ihre Liebe zu Marito erscheint aussichtslos.
Mit der Diktatur im Hintergrund wird die Suche nach Begegnungen immer schwieriger. Für Alma unentzifferbare Hinweise lassen die Vermutung zu, dass Marito und Carmen zu oppositionellen Untergrundorganisationen gehören, während sie ihre Jugendzeit wie jedes x beliebige Mädchen ihrer Schicht lebt, unberührt von den Schrecken der sozialen Ungerechtigkeiten und dem Verschwinden tausender junger Leute. Ihre einzige Sorge ist es, Marito zu erobern.
Während einer Reise ihrer Eltern nach Miami, lädt sie ihn zu sich nach hause ein und sie lieben sich zum ersten Mal. Es wird das einzige Mal bleiben. In dieser Nacht geht Marito noch mal raus, um einen Anruf zu tätigen, und kommt nie mehr zurück.
Bei ihrer Suche, die das Ende der Unschuld markiert, beginnt Alma zu ahnen, was ihr bis dahin verborgen war. Sie verbringt eine traurige Nacht mit Carmen, die von ihrem Jugendfreund schwanger ist, und begreift, dass es eine ganze Welt gibt, die sie nicht kannte, und dass nichts jemals wieder so werden wird, wie es war.
Alle Liebesgeschichten enden, ein Feuer verwandelt die Bücherstapel, die die Wände von Maritos Zimmer bildeten in Asche, der Fluss schwillt an und trägt sie mit sich fort.
Der Epilog findet dreißig Jahre später auf einer anderen Insel des Delta statt. Doña Angela und ihr einziger Enkel, der die Diktatur überlebt hat, empfangen Alma. Viele Jahre haben sie, unterstützt von zahlreichen Menschen, Carmens in Gefangenschaft geborenen Sohn gesucht. Das war das Einzige, was sie tun konnten. Die schlichte und eindeutige Kraft des Steines hat die Schere erdrückt, die die Familienbande zerschneiden wollte.
Es gibt Gründe ins Leben zurück zu kommen. Erinnerung ist nicht, in die Vergangenheit zu schauen und in den Tränen oder dem Lachen zu verharren. Die Erinnerung ist auch eine Zelebrierung des Morgen.
Argentinien: Alfaguara juvenil 2009; Uruguay: Criatura Editorial; Deutschland: Fischer KJB; Frankreich: L’école de Loisirs
» Text in: Englisch